Es braucht dabei einige Voraussetzungen, damit ein solches Modell erfolgreich werden kann. Die Bundesregierung plant, die strikte Sektorentrennung zwischen Praxen und Kliniken aufzuheben und Modellvorhaben von medizinischen Versorgungszentren finanziell zu unterstützen. Das muss dann in die Tat umgesetzt werden. Dazu muss sich zum Beispiel eine Kommune oder eine Initiative dieser Aufgabe direkt annehmen. Ärzt*innen müssen bereit sein, die Verantwortung auf mehrere und neue Schulter zu verteilen. Letztlich braucht es auch Fachpersonal, das sich auf neue Versorgungsformen einlässt.
Warten bis der Arzt kommt - Medizinische Versorgung auf dem Land
Die medizinische Versorgung in der Zukunft macht vor allem in den ländlichen Räumen vielen Menschen Sorge. Um sie zu sichern, sind neue Versorgungsmodelle notwendig. Eine mögliche Antwort auf diese Aufgabe sind regionale Gesundheitszentren. Das sind Orte, in denen in geteilter oder kommunaler Verantwortung (haus-)ärztliche Versorgung, Therapie, Pflege und Prävention unter einem Dach angeboten werden. Über die Umsetzung solcher regionalen Gesundheitszentren hat unsere Sprecherin für Gesundheit, Susan Sziborra-Seidlitz, mit einigen Expert*innen am 5. Oktober 2023 bei der Veranstaltung „Warten bis der Arzt kommt - Medizinische Versorgung auf dem Land“ in Oschersleben diskutiert. Dies fand im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe LANDleben statt.
Wie ein solches Gesundheitszentrum funktionieren kann, wie es aufgebaut wird und welches Konzept dahintersteht, zeigte das Poliklinik-Syndikat in seinem Vortrag am Beispiel des Stadtteil-Gesundheitszentrums Berlin-Neukölln. Hier arbeiten Pflege- und Gesundheitsberufe, Ärzt*innen, Therapeut*innen, Sozialarbeitende und Ehrenamtliche unter einem Dach und bieten ärztliche und therapeutische Versorgung für die Menschen in der Umgebung ebenso an, wie individuelle und gesellschaftliche Prävention, Beratung und einen Ort für Selbsthilfe und Kontakt.
Einige Herausforderungen bleiben trotzdem, wie der Vortrag des Bürgermeisters von Ummendorf, Reinhard Falke, zeigte. Dort hat die Gemeinde die räumlichen Bedingungen für sogenannte Rotationssprechstunden geschaffen. Bisher ist dieser Ansatz aber an bürokratischen Hürden gescheitert. So wurde einer Ärztin, die bereit war, vor Ort tageweise zu praktizieren, eine Zulassung für eine Zweigpraxis verweigert.
Susan Sziborra-Seidlitz machte in der anschließenden Diskussion deutlich, dass nun auch die Landesregierung tätig werden muss. Sie muss Kommunen, Ärztevertreter*innen und die Kostenträger zusammenbringen, um zur Umsetzung von Gesundheitszentren zu ermutigen sowie nötige und geeignete Standorte zu identifizieren. Das Gesundheitsministerium sollte aktiv auf die Kommunen zugehen, damit sie fachlich und finanziell unterstützt werden, die Trägerschaft solcher Einrichtungen zu übernehmen. Ausgangspunkt für kommunale Initiativen können auch regionale Gesundheitskonferenzen sein. Diese ließen sich auch gesetzlich festschreiben, fasste Sziborra-Seidlitz die Möglichkeiten zusammen und kündigte an, weiter an dem Thema dranzubleiben.