05.03.2019

3. Klimawerkstatt: Die Ernte von morgen sichern

Der Klimawandel stellt jeden Bereich des Lebens vor Herausforderungen. Die Landwirtschaft ist davon besonders betroffen, dabei ist sie als Produzent von Lebensmitteln unabdingbar für uns als Menschen. Wenn Klimaschutz konsequent angegangen wird, wird der Klimawandel weniger schwerwiegend ausfallen. Und genau das muss dringend mehr Fahrt aufnehmen.

Vor diesem Hintergrund fanden sich über 100 Interessierte im Gemeinschaftshaus in Klein Oschersleben zusammen, um darüber zu diskutieren, wie die Ernte von morgen gesichert wird.  Unsere Fraktion steht an der Seite der Landwirtinnen und Landwirte und unterstützt sie, um die Landwirtschaft dauerhaft krisenfest zu machen.

Die landwirtschaftliche Sprecherin der Fraktion, Dorothea Frederking machte deutlich, dass der Klimawandel schon Realität ist. Die dramatische Ernteverluste wie im Jahr 2018 drohen zu Normalität zu werden, warnte sie.  Landwirtschaftsministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert stellte fest, dass in Sachsen-Anhalt bereits eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur gegenüber dem vorindustriellen Niveau im 19. Jahrhundert um1,4°C stattgefunden hat.

Die Klimakrise ist da. Umso mehr ist es notwendig, die Maßnahmen des Klima- und Energiekonzeptes der Landesregierung schnellstmöglich umzusetzen. Die Landwirtschaftsministerin sagte, dass vor allem Lösungen für das Wassermanagement gefunden werden müssen. Hierzu gibt es bereits ein Pilotprojekt in Fläming.

Außerdem braucht es europaweit anspruchsvolle Mindestwerte bei den ökologischen Auflagen, zum Beispiel wie groß die Flächen sein sollen, um Arten zu schützen oder über den Anbau verschiedener Kulturen, um große Monokulturen zu verhindern. Damit sollte die Produktion nicht in Länder mit geringen Auflagen verlegt werden.

Was Landwirtinnen und Landwirte konkret machen können, um krisenfest zu werden, konnten die Gäste bei einer Besichtigung der Landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaft GbR Groß Germersleben sehen. Geschäftsführer Sven Borchert und seine Mitarbeiter erzählten ihre Erfahrungen im Wassermanagement und bei den landwirtschaftlichen Maschinen. Außerdem stellten sie das Projekt F.R.A.N.Z. „Gemeinsam für mehr Vielfalt in der Agrarlandschaft“ vor.

Es wurde deutlich, dass der Ansatz „5G an jeder Milchkanne“ die Grundlage dafür ist, um moderne Maschinen einsetzen zu können. Für unsere Fraktion ist es daher weiterhin unser Ziel, dieser konsequent voranzutreiben. 

Dr. Rüdiger Graß, von der Universität Kassel aus dem Fachgebiet „Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe“, referierte über „Anbausysteme und weitere Strategien zur Anpassung an den Klimawandel - ertragsstabil und humusaufbauend“. Eine zentrale Aussage war dabei, dass Artenvielfalt zur Robustheit gegenüber wetterbedingten Ernteausfällen führt und daher einen positiven Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit von Anbausystemen hat.

Er stellte Zweikultursysteme vor, unter anderem für Winterroggen und Wintererbse. Diese können bereits in der Praxis eingesetzt werden und in Biogasanlagen genutzt werden.

Zum Wassermanagement führte er aus, dass leichte Bodenbearbeitung zur Minimierung von Verdunstung eingesetzt werden kann. Auch die Kombination von Ackerbau und Forstwirtschaft kann für manche Standorte langfristig wirtschaftlich attraktiv sein, wobei darauf zu achten ist, dass durch den Klimawandel manche Erkenntnisse der Vergangenheit zu überprüfen sind.

Es war ein Fehler, alte Gehölze und Gräben zurückzubauen und sie sollten so schnell wie möglich wieder ertüchtigt werden. Das forderte Hans-Ulrich von Wulffen von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt. In diesem Sinne sollte die GAP, also die gemeinsame europäische Agrarpolitik und der Instrumentenkasten für konkrete Umweltleistungen ergänzt werden.

In der anschließenden Diskussion wurde kontrovers und rege diskutiert und kritische Fragen gestellt:

  • Wie kann Humusaufbau ohne Glyphosat gelingen?
  • Wie können BVVG, Land und Kirche dazu bewogen werden weniger auf kurzfristige sondern langfristige Gewinne der Pachteinnahmen zu setzen?
  • Wie kann die Flächenversiegelung landwirtschaftlicher Flächen gestoppt werden?
  • Warum stehen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN der Gentechnik so kritisch gegenüber?
  • Wie können die Standards innerhalb der EU angeglichen werden?

Zwei Leitthemen kristallisierten sich dabei heraus: Zum einen muss der Instrumentenkasten der Politik angepasst werden. Zum anderen muss die Wertschätzung von Lebensmitteln und die Wertschätzung der Arbeit der Landwirtschaft gesteigert werden, um bessere Erzeugerpreise erzielen zu können. Eine klarere Kennzeichnung der Lebensmittel, aber auch die Direktvermarktung könnten dabei helfen. Deshalb wird in den kommenden Monaten einer unserer Schwerpunkte darauf liegen, dafür zu werben, beim Einkaufen mehr auf Qualität und Regionalität achten.