11.09.2025

Bestattungsgesetz bleibt hinter Erwartungen zurück

Ein Gesetz, das Jahrzehnte Bestand haben soll, braucht mehr Mut zur Veränderung und mehr Vertrauen in die Menschen. Dieses Gesetz schafft Fakten – aber keine Zukunft.


Zur heutigen Verabschiedung des novellierten Bestattungsgesetzes im Landtag von Sachsen-Anhalt erklärt Cornelia Lüddemann, Fraktionsvorsitzende:

„Nach mehr als zehn Jahren parlamentarischer Auseinandersetzung und einem Vorlauf von zwei Jahrzehnten ist es höchste Zeit, dass Sachsen-Anhalt endlich ein neues Bestattungsgesetz erhält. Einige Fortschritte sind ohne Frage zu begrüßen: eine sorgfältigere Spurensicherung bei Verdachtsfällen, ein klares Nein zu Kinderarbeit auf Friedhöfen, würdige Regelungen für Sternenkinder und eine verlängerte Bestattungsfrist, die den Angehörigen in Zeiten der Trauer mehr Raum gibt.“

Doch trotz dieser Verbesserungen bleibt das Gesetz aus Sicht der grünen Fraktion ein halbherziger Kompromiss. Insbesondere bei Fragen der Religionsfreiheit und kulturellen Teilhabe enttäuscht die schwarz-rot-gelbe Koalition: „Zwar wird die Pflicht zur Sargbestattung gelockert – doch, ob jüdische und muslimische Bestattungen künftig möglich sind, hängt nun vom Wohlwollen der jeweiligen Friedhofsträger ab. Das ist keine Gleichberechtigung, sondern gesetzlich geregelte Unsicherheit“, kritisiert Lüddemann.

Auch die Chancen, neue, würdevolle und umweltverträgliche Bestattungsformen, wie die Reerdigung, zu ermöglichen oder den Friedhofszwang behutsam zu lockern, wurden erneut vertan. „So bleibt das Gesetz ein Abbild vergangener Denkmuster – nicht Ausdruck eines modernen, vielfältigen und freiheitsorientierten Sachsen-Anhalts“, so Lüddemann weiter.

Wir haben uns wiederholt für eine umfassende Modernisierung eingesetzt, die individuelle Bedürfnisse und gesellschaftliche Vielfalt stärker berücksichtigt. Lüddemann abschließend: „Ein Gesetz, das Jahrzehnte Bestand haben soll, braucht mehr Mut zur Veränderung und mehr Vertrauen in die Menschen. Dieses Gesetz schafft Fakten – aber keine Zukunft.“

Yves Rackwitz

Mitarbeiter für Presse und Kommunikation