19.10.2022

Sauber (ab)feiern – Nachhaltigkeit bei Festivals fördern

Festivals und Stadt- sowie Gemeindefeste sind fester Teil der Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt. Immer mehr Veranstalter*innen wollen sie nachhaltig gestalten, sei es durch Ökostrom für die Energieversorgung, Mülltrennung oder Förderung der Anreise mit Bus und Bahn. 

Welche konkreten Schritte es dafür bedarf, haben wir mit Veranstalter*innen am 19. Oktober 2022 bei unserer Veranstaltung „Sauber (ab)feiern – Nachhaltigkeit bei Festivals fördern“ diskutiert. In insgesamt drei Workshops wurde jeweils ein Nachhaltigkeitsschwerpunkt beleuchtet. Wolfgang Aldag, kulturpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Sachsen-Anhalt, hat die Veranstaltung moderiert. Er betont: „Die Menschen verhalten sich immer umweltbewusster. Auch die Besucher*innen von Festivals legen vermehrt Wert auf das Thema Nachhaltigkeit. Damit steigen auch die Ansprüche an die Veranstalter*innen, die bereits jetzt mit viel Kreativität und Einfallsreichtum versuchen, ihre Events nachhaltiger zu gestalten.“

Workshop 1 – Nachhaltige und vereinfachte Organisation von Festivals mit Hanna Mauksch, Clubliebe e.V.

Der Workshop von Hanna Mauksch (Clubliebe e.V.) beschäftigte sich mit der Frage, wie es gelingen kann, Festivals und andere Open Air-Veranstaltungen von Anfang an nachhaltig zu organisieren.

Bei solchen Veranstaltungen kommt teilweise eine Menschenmenge, die der Bevölkerungsanzahl einer Kleinstadt entspricht. Das ist eine Herausforderung für die Nachhaltigkeit, denn die Besucher*innen und Teilnehmenden verbrauchen entsprechende Ressourcen. Dennoch braucht es Räume, wo Menschen in Zukunft weiterhin gemeinsam feiern und beisammen sein können – am besten nachhaltig.

In ihrem Vortrag verdeutlichte Hanna Mauksch, dass es Maßnahmen und Mittel gibt, wie Open Air-Veranstaltungen nachhaltig durchgeführt werden können. Ihr erster Tipp: Man sollte sich bereits existierende Nachhaltigkeitskonzepte von anderen Veranstalter*innen ansehen. Ebenfalls ist es wichtig, sich Ziele mit konkreten Zahlen und Handlungsschritten zu setzen, die man über mehrere Jahre verteilt abarbeitet. Dabei ist jeder noch so kleine Schritt, ein Schritt in die richtige Richtung.

Workshop 2 - Müllreduktion bei Festivals – mit Kira Taige, freie Festivalproduzentin & Künstlerische Leitung

Eine der offensichtlichsten umweltschädlichen Herausforderungen bei der Durchführung von Open Air-Veranstaltungen und Festivals ist die Masse an aufkommenden Abfall.

Kira Taige, Freie Festivalproduzentin und Künstlerische Leitung, hat in ihrem Workshop verdeutlicht, dass das Abfallmanagement bei Veranstaltungen ganzheitlich bedacht werden muss. Damit meint sie, dass es nicht nur um Mülltrennung und Plastikminimierung geht, sondern dass zum Beispiel auch mit den Sponsoren beim Thema Give-Aways zusammengearbeitet werden muss. Es braucht ein durchdachtes Abfallmanagement vor Ort, das zwei Ziele verfolgen muss: Einerseits Müll möglichst zu vermeiden, andererseits aufkommenden Müll wiederzuverwenden und den nicht wiederverwendbaren Rest richtig zu entsorgen. Ein weiterer wichtiger Aspekt im Abfallmanagement ist das Schaffen von „Awareness“ für das Thema, also die Besucher*innen dafür zu sensibilisieren.

Workshop 3 - CO2-sparsame Anreise mit Fine Stammnitz, Green Touring Network

Den Input zu C02-sparsamer Anreise und nachhaltiger Mobilität bei Festivals gab Fine Stammnitz (Green Touring Network). Die zentrale Aufgabe dafür ist, die Menschen für Alternativen zum Auto zu gewinnen.

Die Alternativen müssen dabei einfach zu organisieren sein. Dazu gehören zum Beispiel eine Carpooling-Börse, organisierte Shuttles und integrierte ÖPNV-Tickets. Diese müssen direkt auf der Homepage bei der Festival-Buchung ersichtlich sein, damit es für die Besucher*innen keinen großen Mehraufwand gibt.

Für viele Besucher*innen spielt das Auto auch eine logistische Rolle, insbesondere für Unterkunft und Transport von Lebensmitteln. Alternative Angebote wären entsprechende Gepäcktransporte, Bollerwagenausleihsysteme, Zelt-Aufbau-Angebot oder perspektivisch auch ein Pop-Up-Supermarkt vor Ort. Das im Vordergrund stehende Argument sollte dabei nicht ausschließlich der Umweltschutzgedanke sein, sondern der Komfortgewinn wie zum Beispiel „Bier im Zug statt Stress im Stau!“

Das Auto erfüllt auch eine Funktion als Schutz- und Ruheraum. Dafür braucht es ebenfalls Alternativen.