Viele Teilnehmende arbeiten in der Chemieindustrie in Leuna. Sie berichteten von ihrer Sorge um die Netzstabilität, wenn Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Unsere Abgeordneten stellten ausführlich dar, warum solche Sorgen unbegründet sind. Die Qualität der Stromversorgung ist in Deutschland in den letzten Jahren auf Rekordniveau. Gleichzeitig ist der Anteil der erneuerbaren Energien auf mittlerweile etwa 50 Prozent gestiegen. In Zukunft wird die nicht-durchgehende Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom von Speichern ausgeglichen und nicht mehr wie bisher von fossilen Energieträgern. Die Speichertechnologien sind dafür vorhanden und werden auch in Sachsen-Anhalt entwickelt. Sie stützen bereits heute die Stromnetze.
#GrüneFraktionVorOrt in Leuna
„Volle Power! Trotz Energiekrise“: unter diesem Motto war unsere Fraktion am 29. November 2022 in und um Leuna unterwegs. Bei unserem Bürgerdialog als Tageshöhepunkt war die Energieversorgung tatsächlich auch das dominierende Thema.
Angesprochen wurde auch der Strukturwandel, insbesondere wie das Geld vom Bund eingesetzt wird. Einige Menschen beschwerten sich, dass das Geld nicht den Betroffenen zugutekomme und für die Transformation und mehr Klimaschutz genutzt wird, sondern für andere Projekte, wie die Sanierung des Naumburger Doms oder die Umfahrung von Bad Kösen. Unsere Abgeordneten bekräftigten diese Ansicht und kritisierten die bisherige Verteilung.
Im Vorfeld des Bürgerdialogs traf sich die gesamte Fraktion mit dem Geschäftsführer der InfraLeuna Dr. Christof Günther. Die InfraLeuna betreibt den Chemiepark und stellt für alle Firmen, die dort tätig sind, die Infrastruktur zur Verfügung, wie die Energieversorgung oder die Aufbereitung des Wassers. Bei einer Rundfahrt über das Gelände konnte sich eine Vorstellung von der Bandbreite und der Dimension an tätigen Unternehmen entwickeln.
Auch einzeln waren unsere Abgeordneten am Vormittag am Chemiestandort Leuna unterwegs. Sebastian Striegel besuchte die Werksfeuerwehr. Sie gehört zu den Infrastrukturen, die die InfraLeuna für alle Unternehmen zur Verfügung stellt. Leiter Otto Agsten zeigte ihm einige der 15 Einsatzfahrzeuge und deren unterschiedliche Ausstattung. Sie diskutierten auch, wie die Feuerwehrausbildung verbessert werden kann, um die Nachfolge im Beruf zu sichern. Denn für alle Feuerwehrmänner und -frauen in Sachsen-Anhalt gibt es nur eine Ausbildungsstätte in Heyrothsberge bei Magdeburg.
Die Linde AG ist eines der Unternehmen, das bei InfraLeuna angesiedelt ist. An ihrem größten Standort produziert sie Industriegase, von Sauerstoff bis Wasserstoff. Letzteres ist im Zusammenspiel mit Strom aus erneuerbaren Energien die Zukunft für einige Industriebereiche. Wolfgang Aldag besuchte die neue Wasserstoff-Produktionsstätte der Linde AG. Mit dem weltweit größten Elektrolyseur wird grüner Wasserstoff, also ohne Erdgas, produziert.
Susan Sziborra-Seidlitz und Olaf Meister waren zu Gast auf dem Leuna-Campus, wo die berufsbildende Schule und die Berufsakademie junge Menschen auf Berufe in der Chemie vorbereitet. Dort ist unter anderem ein Reallabor vorhanden, wo die fachpraktische Ausbildung absolviert wird. Erst dann dürfen sie in Chemieunternehmen arbeiten. 1000 Schüler*innen werden jährlich in 27 Berufe ausgebildet. Ebenfalls werden dort Weiterbildungen für die Beschäftigten des Chemieparks angeboten.
Kunststoff aus Biomasse: Darauf hat sich die Firma Exipnos spezialisiert. Cornelia Lüddemann besuchte das Unternehmen, das ursprünglich aus Nürnberg stammt und seine gesamte Produktion nach Merseburg verlegt hat. Grund des Umzugs war, dass sie von dem Umfeld des Chemieparks und der Fraunhofer-Institute profitieren wollten. Die Firma forscht, um Kunststoffalternativen zu entwickeln. Im kommenden Jahr soll dort Kunststoff aus 100 Prozent Biomasse entstehen.
Dorothea Frederking besuchte den „Hermanns Hof“. Neben der biologisch bewirtschafteten Obstanlage und einem Laden, bietet der Hof auch eine Lohnmosterei. Dort können Kund*innen ihr eigenes Obst abgeben, um daraus Saft zu machen. Der angeschlossene Hofladen bietet allerlei Säfte aus der Mosterei zum Verkauf an. Bei dem Gespräch mit dem Inhaber waren die große Arbeitsbelastung und der bürokratische Aufwand, welcher zu viel Zeit in Anspruch nimmt und anders geregelt werden könnte, Thema.
Die nächste Ausgabe von #GrüneVorOrt findet am Dienstag, 18. April 2023 statt.