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Verborgenes Engagement

Demokratie braucht Engagement

Demokratie lebt vom Engagement aller. Der Staat kann dafür den Rahmen geben und günstige Bedingungen schaffen. Wir als grüne Landtagsfraktion wollen diese verbessern und setzen ganz klar auf die demokratische Gesellschaft. Die vorliegende Broschüre möchte dieser ein Gesicht geben. Wir wollen ein Schlaglicht auf das tausendfach verborgene Engagement werfen und all den helfenden Händen im Land danken. 

Antonia Schmitz | Ortsjugendleiterin, Merseburg

In Jugendverbänden lernen junge Menschen soziale Verantwortung kennen. Sie erfahren Gemeinschaft und entwickeln Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit. Zu „Wissen-was-man-tut“ das möchte Antonia Schmitz als Ortsjugendleiterin vermitteln.
 

Florian Blasig | Jugendverbandsaktivist, Stendal

Engagieren kann man sich auf vielerlei Art und Weise: In einem klar strukturierten Jugendverband, indem man Verantwortung durch ein Amt übernimmt, oder projektbezogen, um ein bestimmtes Anliegen zu vertreten. Florian Blasig ist in beiden Bereichen aktiv. Er kennt das klassische Ehrenamt ebenso wie „modernere“ Formen der Beteiligung. Beides bedeutet für ihn ganz grundsätzlich: „Die eigenen Werte leben und vertreten.“
 

Stefanie Wischer & Katharina Bensch | Schulgründerinnen, Kamern

Das Ziel der beiden seit 2010: eine Freie Schule in der Region des Elb-Havel-Winkels. In diesem Jahr haben sie ihr Ziel erreicht. Die Schule ist - gegen Widerstände - eröffnet worden. Jetzt kann die „generationenübergreifende Bildungsarbeit“ starten.

Stephan Marahrens | Transportradverleiher, Dessau-Roßlau

Lange stand das Fahrrad im Schatten des Autos. Straßen und Städte wurden rund um den motorisierten Individualverkehr geplant. Das Fahrrad als Verkehrsmittel zu stärken hat sich Stephan Marahrens verschrieben. Sei es über den Verleih von Transporträdern, der Kontaktpflege und Sensibilisierung der Politik und einer Öffentlichkeitsarbeit für das Fahrrad als nachhaltige, ökologische und gesunde Form der Mobilität.

Christina Staniok | Betreuerin von Straffälligen, Magdeburg

Resozialisierung und damit Kriminalitätsprävention ist auf helfende Hände angewiesen. Etwa durch Briefkontakte mit Inhaftierten oder Kunstprojekte in JVAs können neue Perspektiven mit den Betroffenen entwickelt werden. Dieser Aufgabe stellt sich Christina Staniok seit fast 20 Jahren.
 

Shokoofeh Abbaszadeh | Sprachmittlerin, Salzwedel

Wer sich nicht verständigen kann, stößt überall gegen verschlossene Türen. Sprachmittler*innen wie Shokoofeh Abbaszadeh helfen dabei, diese Türen zu öffnen, indem sie Menschen zum Amt oder zum Arzt begleiten und dort übersetzen.

Enrico Kretschmar | Erlebnis- und Wanderimker, Hessen (Harz)

mker in dritter Generation, der mit dem Projekt „Schul-Imkerei“ erfolgreich die so wichtige Nachwuchsförderung betreibt. Denn es braucht mehr junge Imkerinnen und Imker, ist die Biene doch das „wichtigste Nutztier auf dieser Welt“. Sie hat aber mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Enrico Kretschmar unterstützt sie dabei nach Kräften.

Petra Hennigs | Aktivistin der Bürgerinitiative für ein lebendiges und lebenswertes Binde, Arendsee

Industrielle Schweinehaltung stinkt zum Himmel. Dagegen wendet sich die Bürgerinitiative Binde und damit Petra Hennigs seit über 10 Jahren. Ein langer Weg liegt hinter ihnen, noch ist die Schweinemastanlage in Betrieb. Doch die Gerichtsverfahren laufen.
 

Jeske Hagemann | Sozialökologischer Radaktivist, Magdeburg

Sich solidarisch zeigen und dabei noch nachhaltige Mobilität fördern. In einem Wort: soliRADisch. Das unterstützt Jeske Hagemann, der mit Geflüchteten Räder wieder fit macht und an Bedürftige vergibt und dafür kämpft, dass solche Projekte verlässlich gefördert werden.
 
Mehrere Hände liegen flach auf dem Tisch. Auf dem Tisch liegen eine Schere und ein Schriftzug aus Papp-Buchstaben "Verborgenes Engagement". Darunter liegt ein Schild mit "Helfende Hände für Sachsen-Anhalt".Fotos Hände: Manuel Pape

Demokratie braucht Engagement

Demokratie lebt vom Engagement aller. Der Staat kann dafür den Rahmen geben und günstige Bedingungen schaffen. Wir als grüne Landtagsfraktion wollen diese verbessern und setzen ganz klar auf die demokratische Gesellschaft. Die vorliegende Broschüre möchte dieser ein Gesicht geben. Wir wollen ein Schlaglicht auf das tausendfach verborgene Engagement werfen und all den helfenden Händen im Land danken. 

Neben der Wertschätzung für diesen ehrenamtlichen Einsatz, gibt uns diese Broschüre die Möglichkeit zu zeigen, wie wir als Landespolitik dieses Engagement unterstützen. Sei es durch eine bessere finanzielle Ausstattung von Freien Schulen, der verlässlichen Förderung von Vereinen und Verbänden oder dem Ausbau der Jugendbeteiligung. 

Denn nur wenn Politik und Zivilgesellschaft gemeinsam handeln, können wir unser Land zukunftsfest machen. Es braucht helfende Hände vor Ort und eine Politik, die dabei hilft, zu helfen. Wir verstehen uns an der Seite all derer, die anpacken, die mitmachen und tagtäglich dafür sorgen, dass wir in einer solidarischen Gesellschaft leben. Und sagen deshalb laut und deutlich: 

DANKE für euer unermüdliches Engagement. 

Ihre Cornelia Lüddemann
Fraktionsvorsitzende

 

 

Mach mich sichtbar. Leih mich aus.

Die zehn Rollups der Ausstellung „Verborgenes Engagement" können von Organisationen und Institutionen kostenfrei ausgeliehen werden. Für weitere Informationen bitte eine Mail an: kontakt(at)gruene-fraktion-lsa.de


Antonia Schmitz | Ortsjugendleiterin, Merseburg

In Jugendverbänden lernen junge Menschen soziale Verantwortung kennen. Sie erfahren Gemeinschaft und entwickeln Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit. Zu „Wissen-was-man-tut“ das möchte Antonia Schmitz als Ortsjugendleiterin vermitteln.
 
Antonia Schmitz sitzt auf einem Sitzsack. Foto: Manuel Pape

Frau Schmitz, Sie engagieren sich beim Technischen Hilfswerk (THW) in Merseburg. Wie kamen Sie dazu?

Freunde von mir engagierten sich bereits dort. Sie haben viel davon geschwärmt. Da bin ich einmal einfach aus Neugier mit ihnen mitgegangen. Das hat mir damals so gut gefallen, dass ich gleich dortgeblieben bin. 

Was hat Ihnen so gut gefallen?

Ich finde, dass man den Ortsverband in Merseburg als eine große Familie betrachten kann. Das habe ich damals sofort bemerkt. Alle verstehen sich sehr gut. Wir können uns aufeinander verlassen, was auch notwendig ist, wenn man im Katastrophenschutz tätig ist. 

Was machen Sie als Ortsjugendleiterin beim THW?

Neben der THW spezifischen Ausbildung der Jugendlichen im Bereich Katastrophenschutz, gibt es viele Aktivitäten, die nichts mit dem eigentlichen THW-Geschehen zu tun haben. Sie sind aber für die Stärkung der Gruppe und die Teambildung sehr wichtig. Beide Aspekte müssen in einem angemessenen Rahmen zusammengebracht werden, um ein Gleichgewicht zu schaffen. Das ist meine Aufgabe als Ortsjugendleiterin. 

Mittlerweile sind Sie volljährig und können selbstständig eine Jugendgruppe leiten.

Genau, mit 16 habe ich die Grundausbildung gemacht. Das ist die Qualifikation, die man braucht, um als THW-Helfer gelten zu können und Ämter zu übernehmen. Dadurch war ich dazu berechtigt, mich Anfang 2018 zur Ortsjugendleiterin wählen zu lassen, nachdem ich bereits zwei Jahre lang als Jugendleiterin im Ortsverband tätig war. Allerdings muss man festhalten, dass man niemals eine solche Jugendgruppe
alleine leiten kann. Ich habe viel Unterstützung aus unserem Ortsverband, besonders, was die THW-technische Ausbildung betrifft.

Sie haben sich damit entschlossen, noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Was war Ihre Motivation?

Ich war seit 2014 trotz meiner Grundausbildung in der Jugendgruppe und wir haben uns alle super verstanden. Ich wollte nicht einfach ausscheiden, weil ich volljährig wurde. Außerdem funktioniert die Gruppe ganz toll und ich wollte sichergehen, dass sie weitermachen können und sich als Gruppe weiterentwickeln. Ein Beispiel für diesen Prozess ist die Teilnahme an einem Jugendlager. 

Was möchten Sie den Jugendlichen mitgeben, die sich im THW engagieren?

Ich sorge dafür, dass die Jugendlichen an das THW herangeführt werden. Denn wir wollen sie am Ende als aktive Helferinnen und Helfer übernehmen. Außerdem finde ich es für die persönliche Entwicklung eines Jugendlichen wichtig, früh soziale Verantwortung kennenzulernen. Im privaten Leben kann es immer vorkommen, dass man in eine Situation kommt, in der man sich nicht zu helfen weiß. In gewisser Weise wollen wir unseren Jugendlichen ein gewisses Gefühl des „Wissen was man tut“ vermitteln, damit sie keine Angst davor haben, Fehler zu machen, beispielsweise bei Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Das unterstützen wir:

  • durch die Schaffung einer Beratungsstelle Kommune und Jugend.
  • mit einer Eigenständigen Jugendpolitik, die durch Grüne Initiative im Land verankert wurde.

Florian Blasig | Jugendverbandsaktivist, Stendal

Engagieren kann man sich auf vielerlei Art und Weise: In einem klar strukturierten Jugendverband, indem man Verantwortung durch ein Amt übernimmt, oder projektbezogen, um ein bestimmtes Anliegen zu vertreten. Florian Blasig ist in beiden Bereichen aktiv. Er kennt das klassische Ehrenamt ebenso wie „modernere“ Formen der Beteiligung. Beides bedeutet für ihn ganz grundsätzlich: „Die eigenen Werte leben und vertreten.“
 
Florian Blasig läuft vor einer Gebäudestruktur entlang. Er blickt in die Kamera.Foto: Manuel Pape

Ich bin seit etwa sechs Jahren bei der Johanniter-Jugend tätig. Im vierten Jahr habe ich eine Ausbildung zum Jugendgruppenleiter absolviert und nahezu gleichzeitig begann meine zweijährige Arbeit als Mitglied der Regionaljugendleitung.

Die Johanniter-Jugend ist ein Jugendverband innerhalb der Johanniter-Unfall-Hilfe. An erster Stelle steht das Vermitteln von christlichen beziehungsweise humanistischer Werte wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Demokratie. Diese Werte werden vermittelt, zum Beispiel indem Erste-Hilfe beigebracht und eine Ausbildung zum Sanitätshelfer angeboten wird. In diesem Rahmen leite ich die dazugehörigen Spiele an und unterstütze die Angestellten bei der Unterrichtsgestaltung. Ich halte auch Gruppenstunden zum Thema „Psychische Erste-Hilfe“. Das ist mein Steckenpferd.

Doch wie das beim Ehrenamt so ist, bleibt es nicht nur bei einem Ehrenamt. So begann ich 2016 bei dem Projekt Jugend Macht Zukunft (JMZ) mitzuwirken. JMZ ist ein Projekt der Landesregierung, bei dem es um Jugendpartizipation in Sachsen-Anhalt geht. Das Projekt ist bundesweit einzigartig. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren das Projekt „Jugendgerechter ÖPNV“ erfolgreich vorangebracht. Uns gelang sogar zum Schluss ein Anhörungstermin im Verkehrsausschuss des Landtages von Sachsen-Anhalt.

Mein Engagement bei der Johanniter-Unfall-Hilfe und beim JMZ sind für mich Beiträge zur Gesellschaft. Und das ist auch der Grund, wieso ich damit begonnen habe. Die Gesellschaft hat mir eine kostenlose Bildung, Aktivitäten wie Fußball und Vieles mehr ermöglicht. Ich wollte damals der Gesellschaft etwas zurückgeben.

Natürlich wird das Engagement von der Gesellschaft kaum honoriert. Aber dafür mache ich es nicht. Die Honorierung bekomme ich von den Personen, für die ich die Zeit aufwende. Sie zeigen mir auf jeden Fall Dankbarkeit. Ich denke, dass jede und jeder nach einer solchen Anerkennung strebt. Würde das Ehrenamt mehr gefördert werden, würden sich mehr Jugendliche engagieren. Es würde schon helfen, wenn die Schulen das Engagement mehr beachten würden. Ich konnte viele Sachen nicht machen, wie zum Beispiel an Veranstaltungen teilnehmen, da mir meine Schule eine Freistellung verweigerte.

Ein weiterer Grund für mein Engagement ist die Erosion unseres Wertesystems. Ich erlebe das seit zwei, drei Jahren. Der Respekt vor anderem Menschen fehlt teilweise. Auch die Solidarität hat abgenommen.

Man kann Werte nur „verteidigen“, wenn man diese lebt und wenn man danach handelt. Dann erleben andere Menschen, was es heißt, solidarisch zu sein und Menschlichkeit zu zeigen. Und dadurch ahmen sie das nach. Für mich steht fest: ehrenamtliches Engagement ist dafür einer der besten Wege.

Das unterstützen wir:

Wir wollen ...

  • flexiblere Regelungen bei Schulbefreiungen für jugendliches Engagement.
  • ein landesweites Kinder- und Jugendticket für den ÖPNV.

Stefanie Wischer & Katharina Bensch | Schulgründerinnen, Kamern

Das Ziel der beiden seit 2010: eine Freie Schule in der Region des Elb-Havel-Winkels. In diesem Jahr haben sie ihr Ziel erreicht. Die Schule ist - gegen Widerstände - eröffnet worden. Jetzt kann die „generationenübergreifende Bildungsarbeit“ starten.
Katharina Bensch und Stefanie Wischer sitzen auf Holzscheiten vor einem Gebäude, vor dem eine Wiese liegt. Foto: Manuel Pape

Das Ziel der beiden seit 2010: eine Freie Schule in der Region des Elb-Havel-Winkels. In diesem Jahr haben sie ihr Ziel erreicht. Die Schule ist - gegen Widerstände - eröffnet worden. Jetzt kann die „generationenübergreifende Bildungsarbeit“ starten.

Eine Freie Schule in der Region des Elb-Havel-Winkels zu errichten: Das war das Ziel von Stefanie Wischer, Diplom-Biologin mit pädagogischer Ausbildung. Dafür gründete sie 2010 mit anderen engagierten Pädagoginnen, Pädagogen und Eltern den Verein neugierig e.V.. Im Jahr 2014 stieß die Grundschullehrerin mit Montessori-Diplom, Katharina Bensch, dazu. Beide waren auf der Suche nach zukunftsfähigen Lösungen für eine neue Form der Bildung und einer zeitgemäßen Schule. Seitdem arbeiten Wischer und Bensch federführend an der pädagogischen Ausrichtung des Vereins.

Die Schule in Kamern ist nun endlich eröffnet, doch es liegt ein mühevoller und steiniger Weg hinter den Initiatorinnen: der Kauf des Schulgebäudes, die aufwendige Sanierung der ersten Etage, die Organisation und Durchführung von Workshops und Seminarreihen, daran anschließend die Antragstellung, die mehrfach abgelehnt wurde, und schließlich der Sieg im Klageverfahren. 

„Junge Menschen und auch Familien mit kleinen Kindern fühlen sich von diesem Bildungsangebot angezogen. Einige sind bereits vor Jahren in die Region gezogen, weil die Eröffnung der Freien Schule in Aussicht stand“, erzählen die beiden. Fast täglich bekommen sie neue Anfragen, auch von Lehrerinnen und Lehrern, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Lehramtsstudierenden. „Es zeigt sich bereits jetzt, dass die Freie Schule dem demographischen Wandel effektiv entgegenwirkt, Arbeitsplätze schafft und zudem die Identifikation der Menschen mit der Heimatregion stärkt,“ sind sich Wischer und Bensch sicher. 

Der Verein neugierig e.V. wird bereits von einigen Seiten unterstützt. Für die nächsten Jahre hofft die Freie Schule auf weitere Unterstützung, vor allem durch die bisher kritischen Politikerinnen und Politiker sowie Behörden. Wischer und Bensch wünschen sich auch mehr Interesse von der breiten Bevölkerung. Deshalb bieten sie regelmäßig Infoabende und Tage der offenen Tür an, bei denen sie mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen: „Das Bewusstsein soll gestärkt werden, dass jede und jeder etwas beitragen und sich gesellschaftlich engagieren kann. Sei es mit einer Fördermitgliedschaft, Zeitspenden oder zu helfen, Projekte und AGen durchzuführen. Besonders ältere Menschen können da viel Wissen und Erfahrungen einbringen. Das Ziel des Vereins ist eine generationsübergreifende Bildungsarbeit.“

 

Das unterstützen wir.

Mit dem neuen Schulgesetz haben wir ...

  • für mehr Geld für Freie Schulen gesorgt.
  • die Aufnahme von Seiten- und Quereinsteiger*innen in den Lehrerberuf auch an den Freien Schulen möglich gemacht.

Stephan Marahrens | Transportradverleiher, Dessau-Roßlau

Lange stand das Fahrrad im Schatten des Autos. Straßen und Städte wurden rund um den motorisierten Individualverkehr geplant. Das Fahrrad als Verkehrsmittel zu stärken hat sich Stephan Marahrens verschrieben. Sei es über den Verleih von Transporträdern, der Kontaktpflege und Sensibilisierung der Politik und einer Öffentlichkeitsarbeit für das Fahrrad als nachhaltige, ökologische und gesunde Form der Mobilität.
Stephan Marahrens hockt in der Transportbox eines roten Lastenfahrrades und lächelt in die Kamera. Sie befinden sich auf einem Schotterweg in einem Park. Foto: Manuel Pape

Ich erinnere mich jeden Tag an die Gesichter meiner Kinder, als die beiden zum ersten Mal mit eigener Muskelkraft gerollt sind. Das strahlende Gesicht beim Umstieg vom Laufrad auf das Fahrrad findet nur einen Begriff: pure Lebensfreude. Für diese Lebensfreude engagiere ich mich beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Ich bin seit über 20 Jahren Mitglied. Als 2010 die Auflösung des ADFC Regionalverbandes in Dessau drohte, habe ich den Vorsitz dort übernommen. Für mich war klar, dass es in der einstigen Fahrradstadt weiterhin eine Vertretung der Radfahrenden geben musste. 2016 bin ich außerdem Mitglied im Landesvorstand von Sachsen-Anhalt geworden.

Unsere Städte und ein Großteil der Gesellschaft in Deutschland sind dem Paradigma des Autoverkehrs unterjocht. Vermeintlicher Fortschritt und Luxus bedeuten in Wirklichkeit zu wenig Bewegung, Lärm, Abgase sowie der Verlust an Lebensraum und Lebensqualität. Um diesen Trend zu durchbrechen, braucht es eine Interessenvertretung. Ich würde das nicht machen, wenn ich nicht wüsste, dass jeder Kilometer Radverkehr allen Menschen Wohlstand und Zufriedenheit sichert.

Als Mitglied des Vorstandes kümmere ich mich um viele Aufgaben. Ich stehe im Kontakt mit politischen Vertreterinnen und Vertretern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Verwaltungen, verfasse Stellungnahmen zu Projekten und kümmere mich um die Mitglieder und die Öffentlichkeitsarbeit. Ich organisiere zusammen mit den Mitgliedern Fahrradtouren.

Das erforderliche Maß an Arbeit ist im Ehrenamt kaum leistbar. Die Stellung des Radverkehrs ist in Mitteldeutschland nach wie vor untergeordnet. Um einen deutlichen Schub zu erreichen, braucht es mehr Aktive und mehr Geld. Unsere Einflussmöglichkeiten steigen, wenn mehr Menschen sich aktiv einbringen. Das ist ein Herzenswunsch von mir, besonders an die jüngere Generation in Schule, Ausbildung und Studium. Wir gewinnen alle, wenn mehr Menschen mit dem Fahrrad fahren. Mich ärgert, dass wir selten als Partner auf Augenhöhe akzeptiert werden. Manchmal werden wir als Spinner diffamiert, wenn wir mehr Mittel und Engagement für den Radverkehr erwarten. 

Es ist äußerst selten, dass unser Engagement positiv honoriert wird. Das sorgt besonders in letzter Zeit bei vielen Aktiven für Frustration, weil wahrnehmbar ist, dass in vielen anderen Kommunen und Bundesländern etwas passiert und der politische Wille da ist. In Sachsen-Anhalt hinken wir beim Thema Radverkehr 10 bis 15 Jahre hinterher.

Das unterstützen wir.

Seit grün regiert ...

  • gibt es deutlich mehr Geld für Radwege. Statt wie zuvor nur eine Million Euro, stehen jetzt mehr als sechs Millionen jährlich zur Verfügung.
  • sorgt die neue Radverkehrskoordinatorin für Stärkung des Radverkehrs.

Wir setzen uns für ein Förderprogramm für Transporträder ein.


Christina Staniok | Betreuerin von Straffälligen, Magdeburg

Resozialisierung und damit Kriminalitätsprävention ist auf helfende Hände angewiesen. Etwa durch Briefkontakte mit Inhaftierten oder Kunstprojekte in JVAs können neue Perspektiven mit den Betroffenen entwickelt werden. Dieser Aufgabe stellt sich Christina Staniok seit fast 20 Jahren.
 
Christina Staniok steht hinter einem Zaungitter in einem Park und steht mit geschlossenen Augen der Sonne zugewendet da.Foto: Manuel Pape

Mein Name ist Christina Staniok. Geboren und aufgewachsen bin ich in Magdeburg. Nach meinem Studium im Bereich Modedesign arbeitete ich bis 1995 in verschiedenen Agenturen. Die Anfrage, künstlerisch mit psychisch beeinträchtigten Personen zu arbeiten war Motivation für mich, eine sozialtherapeutische Ausbildung zu absolvieren und beschäftigte mich seither hauptberuflich und ehrenamtlich in diesem Bereich.

Mein Engagement startete vor beinahe 20 Jahren. Damals begann ich mich ehrenamtlich im „Nomi-Rubel-Haus“ in Wolmirstedt in einem Projekt zur U-Haft-Vermeidung zu engagieren. Dabei entdeckte ich, dass ich für die gestrauchelten Jugendlichen eine Verbindungsperson sein kann. Vereinzelt konnte ich über den Weg der Kunst und Gestaltung auch Perspektiven für und mit den jungen Menschen entwickeln. Dieses, sowie meine Neugier, waren und sind Motivation, mich im Straffälligenbereich zu engagieren.

Seit 2003 bin ich am Verband für Straffälligenbetreuung und Bewährungshilfe e.V. Magdeburg (VSB) angedockt. Im Laufe der Jahre war mein Engagement vielfältig und wechselnd
Es reicht von individuellen Begleitungen und Briefkontakten zu Inhaftierten über ein Kreativ-Kurs Angebot in der JVA Burg bis hin zum Beschaffen von Literatur für die Anstaltsbibliothek der JVA Burg. Für unseren Verein führe ich die Fotodokumentation in fortlaufender Aktualisierung. Daneben bin ich ein fester Bestandteil des vierzehntägig stattfindenden Kochprojektes des Vereines sowie anderer sozialpädagogischer Gruppenangebote.

In meinem ehrenamtlichen Engagement in der Straffälligenhilfe konnte ich Dankbarkeit für unsere Angebote beim Klientel erleben, da die Soziallandschaft wenig Unterstützungsstruktur speziell für diese Zielgruppe bietet. Eine Haftzeit im Lebenslauf bedeutet gesellschaftliche Stigmatisierung und ist zugleich für die Betroffene oder den Betroffenen eine nicht zu unterschätzende Hürde bei der Reintegration.

Diese Erfahrung wurde konkret in der Betreuung des Herrn B., den ich während seiner Haft kennen lernte und bei verschiedenen Ausführungen zum VSB begleitete. Über zwei Jahre unterhielt ich einen kontinuierlichen Briefkontakt mit ihm und nach seiner Entlassung band ich ihn in das Kochprojekt des VSB ein. Da er sich seit der Entlassung sehr allein fühlte und sich zumeist in seiner Wohnung isolierte, besuchte ich mit ihm Kunstausstellungen, den buddhistischen Zirkel und eine regelmäßig stattfindende Skatrunde, was er als sehr hilfreich empfand, um gesellschaftlich wieder Fuß zu fassen. Zusammenfassend und abschließend sage ich für mich: Die Befähigung des Klientels, erneute Straffälligkeit zu vermeiden, ist zugleich präventiver Opferschutz und sollte gesellschaftlich anerkannter sein.

Das unterstützen wir:

  • Wir wollen den Täter-Opfer- Ausgleich stärken.
  • Wir haben Täterprävention und Täterberatung im Bereich der sexualisierten Gewalt im Land ausgebaut.

Shokoofeh Abbaszadeh | Sprachmittlerin, Salzwedel

Wer sich nicht verständigen kann, stößt überall gegen verschlossene Türen. Sprachmittler*innen wie Shokoofeh Abbaszadeh helfen dabei, diese Türen zu öffnen, indem sie Menschen zum Amt oder zum Arzt begleiten und dort übersetzen.
VE_Shokoofeh_Abbaszadeh-Foto_PapeFoto: Manuel Pape

Frau Abbaszadeh, sie engagieren sich als Sprachmittlerin, unter anderem für das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA). Worum geht es genau bei der Sprachmittlung?

Ich komme aus dem Iran und spreche deshalb persisch. Als Sprachmittlerin sind meine Hauptaufgaben, Menschen zu begleiten und für sie Gespräche zu dolmetschen. Ich gehe mit ihnen zum Beispiel zum Arzt, zum Anwalt oder zur Polizei. Ich begleite auch Familien zu Gesprächen in der Schule, im Kinderzentrum oder beim Jugendamt. Es ist sehr vielfältig. Viele Frauen wollen lieber eine Frau als Begleiterin haben. Deshalb begleite ich sie oft beim Arzt oder im Krankenhaus.

Sie begleiten Menschen in sehr intimen Situationen. Wie entsteht das Vertrauen?

Das Vertrauen kommt durch Vorgespräche. Ich rufe sie immer vorher an, damit wir schon mal ein bisschen erzählen und uns näherkommen können. Die Frauen freuen sich, dass ich dabei bin und mir Zeit dafür nehme. Frauen, die ins Krankenhaus müssen, wollen meistens, dass ich die ganze Zeit dabeibleibe – auch vor und nach einer Operation. Es gab schon Situationen, in denen sie meine Hand gehalten haben und diese nicht mehr loslassen wollten.

Wie sind Sie dazu gekommen, als Sprachmittlerin tätig zu werden?

Es war rein zufällig. Am Anfang habe ich hin und wieder Studierende, die nur Englisch gesprochen haben, in der Ausländerbehörde und im Bürgerbüro geholfen. 2014 hat ein Freund von mir gefragt, ob ich eine afghanische Familie zur Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. begleiten und für die Übersetzung sorgen kann. Die Situation der Familie mit einem behinderten Kind und deren Hilflosigkeit hat mich emotional sehr mitgenommen. Seitdem engagiere ich mich als Sprachmittlerin für unterschiedliche Organisationen. 

Was ist Ihre Motivation, sich für andere Menschen zu engagieren?

Ich habe gesehen, wie hilflos die Menschen sind. Es war sehr schrecklich zu sehen, wie sie leiden. Sie kommen hierher, ohne die Sprache zu kennen und haben niemanden, der ihnen hilft. Sie kommen dann nirgendwo durch. Es kostet mich nicht so viel Zeit zu helfen. Und es hat mir auch viel geholfen.

Inwiefern?

Ich habe viele Sachen über Deutschland kennengelernt, denen ich wahrscheinlich durch das normale Leben nicht begegnet wäre: Was es für Gesetze in Deutschland gibt, wie viele Ämter es gibt und was sie alles so machen. Ich habe auch viel über Krankenhäuser und Krankheiten gelernt. Es ist eine Win-win-Situation: Für die Menschen, denen geholfen wurde und für mich, weil ich viel dazu gelernt habe.

Das unterstützen wir:

mit verlässlicher Förderung von Demokratie- und Integrationsprojekten.

mit neuen Basis-Sprachkursen in der Zentralen Anlaufstelle für Asylberwerber (ZASt)


Enrico Kretschmar | Erlebnis- und Wanderimker, Hessen (Harz)

mker in dritter Generation, der mit dem Projekt „Schul-Imkerei“ erfolgreich die so wichtige Nachwuchsförderung betreibt. Denn es braucht mehr junge Imkerinnen und Imker, ist die Biene doch das „wichtigste Nutztier auf dieser Welt“. Sie hat aber mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Enrico Kretschmar unterstützt sie dabei nach Kräften.
Enrico Kretschmar steht mit Imkerhut neben einem Bienenstock. Im Hintergrund befindet sich ein weiterer Wagen mit Bienenstöcken. Foto: Manuel Pape

Ich bin Imker in der dritten Generation. Meine Oma und meine Mutter haben 1946 mit der Imkerei begonnen. Damals mit nur einem Bienenschwarm, die Zeiten waren sehr schlecht und es gab nichts zum Kaufen. Heute kümmere ich mich um 27 Bienenvölker. Dabei habe ich schon alle Höhen und Tiefen erlebt: Von 1,5 Tonnen Honig in einem Jahr bis zum Totalverlust der Bienenvölker, die den Winter nicht überlebten. 

Mit der Milbe können wir umgehen. Wir können aber nichts gegen Umweltbelastungen, Pestizide, Monokulturen und intensive Landwirtschaft machen. Das sind die Gründe, warum die Bienen, aber auch die Insekten, ein schweres Leben haben. Im Spätsommer blüht nichts mehr. Wenn man durch die Landschaften schaut, ist alles grau. Es sind kein Nahrungsangebot und keine Pollen mehr da. Wenn die Bienen keinen Pollen haben, gehen sie zu schwach in den Winter und haben Mühe zu überleben.

Ein weiteres Problem sind die Pestizide. Die Bienen fliegen durch eine Spritzwolke und haben dadurch einen anderen Duft. Wenn sie zu ihrem Volk zurückkehren, werden sie von den Wächterbienen abgestochen, weil sie anders riechen. Ich habe schon erlebt, dass ich einen riesigen „Teppich“ an toten Bienen vor dem Flugbrett vorgefunden habe. Und das nimmt leider zu. In der Stadt oder im Harz, wo keine intensive Landwirtschaft betrieben wird, ist es für die Bienen günstiger. Aber es ist anders, sobald man auf das platte Land kommt. 

Ich habe die Schul-Imkerei ins Leben gerufen. Anfänglich im Landschulheim Grovesmühle in Veckenstedt. 12 Schülerinnen und Schüler haben bei der Bienen-AG mitgemacht. Ich habe schnell bemerkt, dass die Kinder es wirklich lernen wollen und sehr interessiert sind. Mittlerweile betreue ich acht Schul-Imkereien im Landkreis Harz.

Ich habe in den letzten Jahren durch Seminare zum Thema: „Wissenserweiterung Bienen-Insekten, Natur-Umwelt“ 139 Teilnehmende begleiten können und daraus 96 Jungimkerinnen und Jungimker ausgebildet. Diese Nachwuchsförderung ist immens wichtig. Denn es gibt nicht nur ein Bienensterben, sondern auch ein „Imkersterben“. 

Unter den Imkerinnen und Imkern herrscht ein hohes Durchschnittsalter. Sie verkaufen den Honig für wenig Geld, weil es für sie oft nur um die Urlaubskasse geht. Für junge Leute rechnet sich das nicht. Sie brauchen eine Perspektive und planbare Einnahmen, die über den Honigverkauf hinausgehen.

Es muss in Deutschland mehr summen. Die Bienen sind nicht wegen dem Honig da, sondern sie sind Bestäuber. Davon lebt alles. Ohne Bienen keine Menschen und Tiere. Wir hätten keine Nahrung und Lebensmittel mehr. Für mich ist die Biene das wichtigste Nutztier auf dieser Welt.

Das unterstützen wir:

Wir setzen uns ein für mehr bunt blühende Pflanzen als Lebensräume, für die Reduzierung von Pestiziden und für Imkereiförderung.

17.000 Hektar mehr Ökolandbau ohne Pestizide und mehr Blühstreifen seit Grün regiert.

Damit stärken wir die Artenvielfalt.


Petra Hennigs | Aktivistin der Bürgerinitiative für ein lebendiges und lebenswertes Binde, Arendsee

Industrielle Schweinehaltung stinkt zum Himmel. Dagegen wendet sich die Bürgerinitiative Binde und damit Petra Hennigs seit über 10 Jahren. Ein langer Weg liegt hinter ihnen, noch ist die Schweinemastanlage in Betrieb. Doch die Gerichtsverfahren laufen.
 
Petra Hennigs lehnt an einem Pfeiler, der sich auf einem Acker und neben einer Straße befindet.Foto: Manuel Pape

Begonnen hat alles vor etwa zehn Jahren im Jahr 2008. Durch die industrielle Schweinehaltung bei uns im Dorf waren wir damals als Einwohnerinnen und Einwohner von den Schwerlasttransporten und dem Gestank massiv betroffen. Von den Haltungsbedingungen der Schweine einmal ganz abgesehen. Dagegen hat sich Widerstand formiert und es kam zur Gründung der Bürgerinitiative. 

Neben Demonstrationen gegen diese Art der Tierhaltung, die von mehreren hundert Menschen begleitet wurden und weiteren öffentlichen Aktionen, haben wir 2010 erstmals die kommunale Politik aktiv angesprochen und konnten das Thema zumindest in der Gemeinde Arendsee platzieren. Neben zahlreichen Zeitungsartikeln, die bei mir zu Hause mittlerweile drei Aktenordner füllen, gab es auch zwei Filmbeiträge. Wichtig für unsere Arbeit war immer die Anbindung an die Bevölkerung bei uns vor Ort. Daher hat mich besonders die große Unterstützung im Jahr 2014 gefreut. 

Damals haben wir eine Klage gegen das Landesverwaltungsamt vorbereitet, da unserer Meinung nach Bauten der Tierhaltungsanlage unrechtsmäßig errichtet wurden. Für diese Klage brauchten wir Startkapital und durch zahlreiche Spenden konnten wir dann vor Gericht ziehen. Das Verfahren in erster Instanz läuft gegenwärtig noch. Wir rechnen erst in zwei bis drei Jahren mit einem letztinstanzlichen Urteil. Ja, Engagement kann mitunter zäh sein. Als wir begonnen haben, war ich 42. Jetzt bin ich 52. Und noch immer werden 40.000 Tiere hier im Ort gehalten. 

In dieser Zeit waren wir nie nur Einzelkämpfer. Wir haben Kontakt zu weiteren Bürgerinitiativen etwa in Osterburg und Altelin gesucht. Denn nur gemeinsam können wir auch in die Öffentlichkeit hineinwirken und ich glaube, dazu haben wir beigetragen. In der Rückschau fand eine Sensibilisierung in Bezug auf industrielle Tierhaltung in der Gesellschaft statt. Auch von offizieller Seite wird meines Erachtens heute genauer hingeschaut. Dass der ehemalige Betreiber der Schweinemastanlage, der niederländische Unternehmer Adriaan Straathof, sich aus Binde zurückgezogen hat, werten wir daher auch als einen Erfolg unserer Bürgerinitiative. Auch wenn es die Anlage unter neuer Leitung weiterhin gibt.

Wir konnten auch deshalb einiges erreichen, weil wir mit der kommunalen Politik bei uns vor Ort gut zusammengearbeitet haben. Arendsee führt jetzt unsere Klage gegen das Landesverwaltungsamt weiter. Denn ein solch langer Prozess übersteigt die Möglichkeiten einer Bürgerinitiative doch deutlich. Es ist schön, dass hier Politik und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen.

Das unterstützen wir.

Mehr Platz im Stall, Einstreu, Auslauf, ausreichendes Beschäftigungsmaterial und kein Abschneiden von Körperteilen!

Seitdem wir regieren, gibt es dank besserer Förderung mehr als 100 zusätzliche Ökobetriebe. 

Wir machen Missstände öffentlich und haben damit unter anderem das Tierhaltungsverbot gegen Straathof befördert.


Jeske Hagemann | Sozialökologischer Radaktivist, Magdeburg

Sich solidarisch zeigen und dabei noch nachhaltige Mobilität fördern. In einem Wort: soliRADisch. Das unterstützt Jeske Hagemann, der mit Geflüchteten Räder wieder fit macht und an Bedürftige vergibt und dafür kämpft, dass solche Projekte verlässlich gefördert werden.
 
Jeske Hagemann kniet mit einem Pinsel in der Hand neben einem auf dem Kopf gedrehten Fahrrad. Das Fahrrad hat er weiß angestrichen. Im Hintergrund und der Umgebung befinden sich weitere Fahrräder.Foto: Manuel Pape

Nach dem Elbehochwasser 2013 habe ich den Keller des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Magdeburg aufgeräumt und dabei ein altes fahruntüchtiges Gästefahrrad gefunden. Auf der Suche nach einer Weiterverwendung bin ich auf die Veteranen von soliRADisch gestoßen. Mir fiel ein, dass in meinem Keller fünf Fahrräder ungenutzt lagern und spendete auch diese. Danach besuchte ich regelmäßig die mobilen Reparaturtermine. Wir haben 2014 und 2015 hunderte Räder gespendet bekommen, repariert und an meist lächelnde Menschen weiterverschenkt. Der direkte Kontakt zu den Syrern und Afghanen war mir dabei sehr wichtig. 

Wir haben aber logistische Probleme bekommen und suchten eine wetterfeste Unterkunft mit Sanitäranlagen. Ein erster Anlauf starteten wir 2016 im AJZ ALEX, wo wir eine Werkstatt gebaut hatten. Doch wir mussten leider wegen eines Polizeieinsatzes auf der Eröffnungsfeier wieder schließen. Etwas Neues musste her, das war uns klar. Also habe ich 2017 in Zusammenarbeit mit dem BUND erfolgreich einen Antrag bei der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums gestellt. Wir haben nun bis Mai 2019 die notwendigen Mittel, um im Ökologiezentrum die Werkstatt inklusive Personal zu betreiben. Seitdem arbeite ich als Bundesfreiwilligendienstleister. Meine Tätigkeiten reichen vom Reparieren über Radtransporte bis hin zu Organisationstreffen. Ich kümmere mich auch immer mehr um die finanzielle Verstetigung und das Netzwerk. 

Es gibt mehrere Beweggründe, die für eine offene Reparaturwerkstatt für Räder sprechen. Zum einen können ältere Räder kaum noch zu den hohen, kommerziellen Kosten repariert werden. Das ist ein wirtschaftliches Vakuum. Zum anderen ist die Befähigung zur Reparatur in Eigenregie ein attraktives, für fast alle Menschen erreichbares Ziel. 

Sicherlich stehen der Hilfe-zur-Selbsthilfe-Gedanke und die Solidarität mit dem Prekariat bei uns im Vordergrund. Wir möchten mit dem Projekt jedoch auch indirekt bewirken, dass es Fortschritte bei der Sicherheit für Fahrradfahrer in Magdeburg geben muss. Wir stellen zum Beispiel Ghost Bikes auf. Das sind Fahrräder, die komplett weiß gestrichen sind und an Stellen angebracht werden, wo Radfahrerinnen und Radfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind. Sie dienen als Mahnmal. SoliRADisch ist klar Teil der Magdeburger Fahrradlobby. 

Wir wünschen uns eine strukturelle Förderung für Projekte wie soliRADisch, beispielsweise über einen Nachhaltigkeits- oder Klimaschutzfonds. Armut nimmt den Menschen sichtbar und tagtäglich ihre Würde. Deshalb möchten wir die Abschaffung von Armut lieber heute als morgen sehen. Es ist Zeit für eine neue Zeit.

Das unterstützen wir:

mit mehr Fördergeldern für Jugendverkehrsschulen ab 2019.

mit dem durch uns auf den Weg gebrachten Mängelmelder für Radwege.

Das Ziel „Null Verkehrstote“ im Straßenverkehr (Vision Zero) ist durch uns Landesziel.